Immer wenn man etwas zum ersten Mal tut, besteht eine mehr oder minder große Unsicherheit. Unbehagen macht sich dann breit und manchmal sogar Angst. Vor allem wenn man komplettes Neuland betreten möchte ist gute Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg.
Als Anfänger hat man genügend damit zu tun, sich auf das Fliegen eines Modellhelikopters vorzubereiten. Da möchte man sich nicht unbedingt gleichzeitig noch mit dem Aufbau und der Einstellung eines Modells befassen. Denn auch auf diesem Gebiet bestehen bei einem Einsteiger vielleicht noch große Defizite. In einem solchen Falle kann man auf RTF-, BNF- oder auch ARF-Modelle zurückgreifen.
RTF bedeutet in diesem Zusammenhang Ready to Fly, was gleichbedeutend ist mit "flugbereit".
RTF-Modelle versprechen: "Out of the box" fliegen zu können - also auspacken und losfliegen! Sender und Empfänger sind im Paket enthalten. Der Heli sowie Sender und Empfänger sind bei einem RTF Modell bereits flugfertig eingestellt. Im Normalfall ist auch bereits ein Akku enthalten.
Ein RTF Modell eignet sich gut zum Einstieg in dieses Hobby, da man sich nicht mit dem Bau und der Einstellung beschäftigen muss. Außerdem gilt: "Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser!". Denn nicht selten sind Schrauben nicht gesichert, oder die Einstellungen nicht anfängerfreundlich. Dann muss man die Sendereinstellungen noch auf die eigenen Wünsche und Gegebenheiten anpassen.
Hochwertige RTF-Modelle gibts auch in unserem Shop.
ARF bedeutet Almost Ready to Fly, Fast Flugbereit. ARF Modelle bestehen aus komplett vormontierter Mechanik, zumindest aber aus wenigen Baugruppen, die noch zu komplettieren sind. Sie enthalten in der Regel auch Elektronik- und Elektro- Komponenten. Ein Sender und Empfänger ist oft nicht vorhanden. Man sollte vor dem Kauf genau hinschauen, was im Paket wirklich enthalten ist und was noch angeschafft werden muss.
BNF steht für Bind and Fly, was gleichbedeutend ist mit Binden und Fliegen. Ein BNF Modell ist in der Regel mechanisch fertig aufgebaut und komplett verkabelt. Ein Empfänger ist bereits integriert. Dieser muss jedoch noch an einen kompatiblen Sender gebunden werden, der nicht Bestandteil des Paketes ist. Die Sendereinstellungen müssen ebenfalls noch vorgenommen werden. Oftmals findet sich in der Beschreibung eine Tabelle mit den im Sender einzustellenden Werten.
Der online erworbene RC-Hubschrauber war nach scheinbar unendlich langem Warten endlich da. Sofort auspacken - war doch klar! Der Heli war bereits fertig montiert. Nach dem Einlegen der Batterien in den Sender *, quittierte dieser seine Bereitschaft nach dem Einschalten mit einem Piepton und der Anzeige von unverständlichen Daten auf dem Display. Der Flugakku wurde sofort geladen und eigentlich sollte dem Erstflug nun nichts mehr im Wege stehen.
* (Sender die einzelne Batterien statt Akkupacks benötigen, sind nicht zu empfehlen!)
Bei RTF Helis sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass alles fachgerecht aufgebaut und entsprechend flugfertig eingestellt ist. In der Praxis sieht das manchmal jedoch anders aus. Daher gilt hier der Grundsatz: Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser! Ich habe seinerzeit meinen neuen RTF Heli zunächst einmal ganz genau unter die Lupe genommen und folgende, teils überraschende Feststellungen gemacht:
Von RTF also keine Spur! Das hätte schnell ins Auge gehen können. Ich möchte hier erwähnen, dass es durchaus vorbildliche RTF-Modelle gibt, die wirklich aus der Box heraus flugbereit sind. Aber darauf kann man sich halt nicht verlassen.
Jede einzelne Komponente muss auf festen Sitz und korrekte Einbaulage kontrolliert werden.
Sämtliche Schrauben in Metallgewinde müssen mit mittelfester (Loctide 243) Schraubensicherung gesichert sein! Auch nach den ersten Flügen müssen die Schrauben erneut kontrolliert werden, da sie sich durch Vibrationen sehr schnell lösen können, wenn sie nicht oder nicht ausreichend mit Schraubensicherung gesichert sind.
Da wir die Masse des Helikopters und damit sein Abfluggewicht möglichst gering halten wollen, sind Trimmgewichte zum Ausbalancieren des Schwerpunktes nur ein fauler Kompromiss und somit von vornherein am Heli Tabu! Trimmgewichte als Notlösung hat ein guter Modellbauer auch gar nicht nötig!
Idealerweise verändert man zum Einstellen des Masse-Schwerpunktes die Position des Antriebsakkus in Längsrichtung dementsprechend. Falls das gewünschte Ergebnis damit nicht erreicht werden kann, muss der Schwerpunkt durch zusätzliches Verlagern von anderen Komponenten, wie Regler usw. angepasst werden.
Schlechte Flugeigenschaften und stark verkürzte Flugzeiten sind oft die Folge von Kopf- oder Hecklastigkeit!
So geht die Schwerpunkt .
Hochwertige CFK/ GFK Rotorblätter sind von Werk aus dynamisch gewuchtet, bzw. schwerpunktkontrolliert und oft sogar durch eine Identifikationsnummer auf beiden Rotorblättern gekennzeichnet. Blätter mit derselben ID gehören immer zusammen. Da braucht nichts mehr gewuchtet zu werden! Holzblätter hingegen müssen kontrolliert werden, da sie Feuchtigkeit aufnehmen und sich zudem verziehen können. In solchen Fällen nehmen wir uns eine Rotorblattwaage zur Hand. Auf eine passende Lagerung auf ebener Fläche bzw. frei an der Blattwurzel hängend sollte immer geachtet werden. Da das Auswuchten von Rotorblättern eine kleine Wissenschaft ist, sollten Anfänger komplett darauf verzichten und ausschließlich hochwertige CFK/ GFK-Rotorblätter verwenden.
Die Rotorblätter richten sich durch die Fliehkraft während des Hochlaufens bei steigender Drehzahl von allein aus. Die Schrauben der Rotorblätter müssen so fest angezogen werden, dass man die Blätter noch von Hand im Blatthalter bewegen kann. Sind die Rotorblätter jedoch zu fest angezogen, richten sie sich erst bei höherer Drehzahl endgültig aus! Das äußert sich dann durch Vibrationen bzw. Schütteln des Helikopters beim Hochfahren der Drehzahl. Oft macht bereits eine viertel bis halbe Umdrehung der Blatthalterschraube einen spürbaren Unterschied aus. Sind die Schrauben zu locker, dann können die Blätter bei ruckartigem Andrehen des Rotors oder auch beim Abstellen des Motors umschwenken und unter Umständen den Heli beschädigen.
Regler ohne Sanftanlauf sollten genau aus diesem Grunde an RC-Helis keine Verwendung finden!
Das Geraderichten der Blätter vor dem Einschalten des Antriebes ist ebenfalls Pflicht!
Alle Anlenkungen, Kugelköpfe und -pfannen müssen vor dem ersten Start kontrolliert werden. Kugelgelenke sollten immer leichtgängig sein, jedoch auch nicht locker sitzen. Bei leichter Schwergängigkeit hilft etwas Silikonöl, in der Regel ist keine Schmierung der Kugelgelenke nötig.
Gerade bei den kleineren Helis mit schwachen Servos können schwergängige Gelenke zu enormen Beeinträchtigungen der Flugeigenschaften führen!
Für alle Besitzer von Fernsteuersendern mit Modellspeicher gilt: Nach dem Einschalten des Senders immer das ausgewählte Modell kontrollieren! Es sind schon viele Crashs passiert, nur weil das falsche Modell am Sender ausgewählt war! Moderne Sender mit ID-Bindung zwischen Sender und Empfänger verhindern eine Fehlbedienung bedingt durch Auswahl des falschen Modells effektiv!
Die Modell-Kontrolle führt man vor jedem Flug aus!
Bevor man den Helikopter überhaupt das erste Mal mit dem Antriebsakku verbindet bzw. den Motor startet, muss man einen Testlauf des Motors ohne Rotorblätter durchführen. Dazu müssen auch die Heckrotorblätter demontiert werden! Ohne Rotorblätter ist die größte Gefahr eliminiert und man kann alle Funktionen testen - auch die Failsafe Funktionen. Mehr gibts hier: Failsafe
Vorsicht ist jedoch auch hierbei geboten, da sich die Rotoren mit hoher Geschwindigkeit drehen. Wenn alles einwandfrei funktioniert, dann können die Blätter angebaut werden.
Bis auf diese eine Ausnahme gilt grundsätzlich die Regel in Innenräumen keinen Antriebsakku anzustecken, wenn nicht die Motorkabel getrennt sind.
Zur Spurlaufkontrolle hebt man den Heli mit moderater Drehzahl vom Boden ab. Während des Fluges kontrolliert man, ob die Rotorblätter höhenmäßig exakt in der selben Spur laufen.
Laufen alle Rotorblätter in der selben Spur, dann ist alles in Ordnung.
Falls nicht, dann müssen die Gestänge-Längen am Rotorkopf durch Ein- oder Ausdrehen eines der Kugelgelenke geringfügig verändert werden. Dazu reicht je nach Höhe der Spurlaufabweichung manchmal schon eine Umdrehung. Bitte immer nur kleine Veränderungen machen! Hat der Spurlauf sich verbessert, war sie Verstellung in die richtige Richtung. Ansonsten wird die Verstellung wieder rückgängig gemacht und in die entgegengesetzte Richtung verstellt - solange bis es passt. Natürlich sollte man das zu verstellende Blatt vorher markieren, damit man auch noch nach einem weiteren Probelauf feststellen kann, welches Blatt verändert wurde.
Anfänger haben genügend damit zu tun, den Heli abzuheben und wieder zu landen. Auf eine Kontrolle des Spurlaufes sollten Anfänger daher zunächst verzichten, weil dies eine noch höhere Konzentration des Piloten erfordert als es das eigentliche Fliegen schon tut.
Wer mit defektem oder nicht richtig eingestellten Kreisel oder FBL fliegt, der kann von Glück reden, wenn er den Heli wieder heil auf die Erde bekommt. Wie die Einstellung und Justierung des Kreisel-Systems inklusive Heckrotor funktioniert, das kannst du unter nachlesen.
Der anschließende Erstflug sollte nun ohne Zwischenfälle von statten gehen.
"Lieber vorher etwas mehr Zeit und Arbeit investieren, als hinterher vor einem Trümmerhaufen zu stehen"!
Das Fliegen ist Herausforderung genug, man muss nicht noch sein Glück herausfordern!
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